Cimarron bibliophil

412 - A*Phorismen und Prosa - 200 Seiten



Von dem Römer Horaz hören wir, daß der
Grieche Archilochos die Wut mit
seinen Versen bewaffnete. –
Man stelle sich vor, ein Söldner
zu sein und gleichzeitig ein begnadeter Poet –
vor zweieinhalbtausend Jahren.
Wer sollte wem frohen Mutes die
Richtung angeben, nach der es sich lohnte,
zu leben, die Weitsicht einschränken,
den Tod bestimmen –
und zwischendurch mit seinem poetischen Ich
über die verborgenen Dinge des Lebens plaudern,
ohne die Wirklichkeit aus den Augen zu verlieren!

   

Ein schwieriges Unterfangen,
mit der Brillanz des Denkens
neuen Erkenntnissen und originären Ideen
auf die Spur zu kommen.

   

Der Erfolg geht fast immer einher mit
einer latenten Verminderung
des Glücks.

   

Profiteure des Immobilienbooms
an ihre Pflichten gegenüber dem Gemeinwohl
zu erinnern, wäre das ein unanständiger Hinweis
auf ihre humane Gesinnung.

   

Körperschaften des öffentlichen Rechts,
Ministerien, Kommunen, Politiker –
sie empfangen das SteuerGeld für ihre Budgets,
und nicht selten tun sie das,
ohne daran zu denken,
daß sie es nicht erwirtschaftet haben,
und daß es ihre vornehmste Pflicht ist,
mit diesem Geld zu arbeiten,
als hätten sie es selbst erwirtschaftet.

   

Geh deiner Sache niemals aus dem Weg!
Du hast nur diese eine.
Und niemand kann sie dir nehmen.

   

Dieses schrecklich naive Bedürfnis
von geschwätzigen SchreiberInnen,
Dialoggeschichten von unglaublicher Banalität
zu entwicklen, ohne danach zu fragen,
wessen Lebenszeit dagegen einzutauschen ist –
und warum!

   

Nicht nur der Künstler,
von dem Jean-Jacques Rousseau spricht,
wird, auf dem Weg nach Erfolg und Ruhm,
Sklave seines Publikums;
er stellt sich dem Wettbewerb
um die öffentliche Aufmerksamkeit –
all das sind Voraussetzungen für den Kampf
um Macht und soziales Prestige. –
Und was geschieht, wenn der Künstler schweigt?
Wer erklärt uns dann die Welt?

   

Hüten wir uns vor falschen sozialen Signalen
der Oberschicht –
ein Irrtum ist nie ausgeschlossen.

   

Unterschätzen wir nicht
die eigenschöpferische Note bei der Auswahl
unserer Gedanken.

   

Unter Kreationisten hält sich der Glaube,
daß Gott immer noch erschöpft sei von
der Verwirklichung seiner Schöpfung.
Sobald er wieder zu Kräften gekommen ist,
kümmert er sich um die Reste einer
mißglückten Evolution.

   

Die schon am Morgen ihre Bomben basteln,
werden nie erfahren,
warum ihr Gott das Schweigen nicht bricht.

   

Und wenn das Herz der Vernunft
ein Zeichen gibt,
ohne daß unser Wille daran beteiligt ist!

   

Dieses Beispiel von Jean-Jacques Rousseau,
wonach jemand einen Haufen
Druckbuchstaben willkürlich in die Luft wirft,
und aus diesem Wurf ein völlig
wohlgeordnetes literarisches Meisterwerk entsteht...
Stellen wir uns vor, es wäre übertragbar
auf manche mysteriöse Vorgänge
in der Politik und Wirtschaft –
vielleicht erreichten wir dadurch eine
bessere Zukunftsvision von den Dingen des Alltags.

   

Es ist eine Illusion, sich vorzustellen,
unsere Sprache würde sich weigern,
Gedanken und Sätze gegen alle Vernunft
aufs Papier zu bringen.

   

Wer macht wem das Leben zur Qual:
Der Erfolgreiche dem Erfolglosen?
Der Tugendhafte dem Bösen?
Der Gerechte dem Ungerechten?
Der Besitzende dem Besitzlosen?
Bei Austausch der Interessen
wird jeder einmal
auf der falschen –
und auf der richtigen Seite stehen.
Welcher sollten wir uns zuneigen,
um zu einem sozialen Frieden zu gelangen?

   

Was geschieht mit dem Charakter
eines nach Macht strebenden Politikers,
der dazu keine Alternative kennt?

 

Am Ende des Lebens „schiffbrüchig und
entmastet in den Hafen einzulaufen“,
wie Arthur Schopenhauer sagt,
setzt ein ehemals stolzes Lebensschiff voraus,
das immer noch einen guten Kurs nimmt,
auch wenn sein stolzes Aussehen
durch die rauhe See des Lebens arg gelitten hat.

   

Was nutzt dem gescheitesten Kritiker sein Wort,
wenn der innere Blick für die
äußeren Begebenheiten der Wirklichkeit fehlt!

   

Uns in schönen Bildern und
mit intelligenten Dialogen
ein Stück der eigenen Geschichte und
ihres gegenwärtigen Lebens zu zeigen,
und dabei noch höchst unterhaltsam zu sein,
das gelingt nur den Amerikanern.

   

Der Wunsch des untersuchenden Arztes:
Patienten ordnen sich den Bestimmungen
der medizinischen Vernunft unter
und akzeptieren jede positive Änderung ihres Zustandes.

   

Warum sagen wir es nicht frei heraus:
Das anonyme Kapital dient dazu,
sich zu vermehren –
auf keinen Fall über den sozialen Umweg
der NächstenLiebe.

   

Unser Leben verliert nicht seinen Sinn,
auch nicht unter dem Vorbehalt
einer Sinnlosigkeit des Lebens,
wenn es sinnlos wäre.

   


„Das ist unfair, weißt du das! Fünf Sommer lang läßt du mich schon allein in einer unerträglichen Hitze. Kein Frühling, kein Herbst, kein Winter!“
„Was du nicht sagst!“ entgegnete der Zauberer leicht entrüstet. „Für deine Dienste habe ich dich entlohnt. Du hattest einen Wunsch frei. Und den habe ich dir erfüllt. Sieben Jahre lang wolltest du nur den Sommer und die Sonne genießen, unabhängig sein, bei freier Verpflegung. Du warst es leid, im Winter zu frieren und im Frühjahr nasse Halsfedern zu bekommen; im Herbst mißfielen dir die Stürme. Und die Futtersuche fiel dir auch immer schwerer. Das waren deine Worte.“
„Es war Winter, als ich mich nach dem Sommer sehnte, das mußt du doch verstehen. Hättest du mich im Sommer nach meinem Wunsch gefragt, ganz bestimmt hätte ich mich nach dem Herbst oder Frühling gesehnt, vielleicht auch nach dem Winter...“
„Oder nach dem Sommer-Frühling. Es soll auch schon herbstliche Winter gegeben haben...“ Der Zauberer lächelte. „Verzeih, das war nur ein Scherz.“
Der Rabe Wundersam (Auszug)
    
Titel der satirischen Geschichten

Der Rabe Wundersam. Die ganze Geschichte
Wozu das Lachen taugt

Eine kurze Geschichte von
der Priorität der Vernunft und des Glaubens
Mister Präsident
   
Stellen wir uns vor, ein führender Politiker hält eine Rede. Daran ist nichts Außergewöhnliches. Das geschieht alle Tage. Doch an diesem Tag geschah etwas Besonderes.
Der Mann aus dem Osten hatte versehentlich nach einer
Pille gegriffen, die nicht für ihn bestimmt war – sie neutralisierte sein Bewußtsein. Das bedeutete, die ihm untergeschobene Rede besaß einen hochexplosiven Text, den er in aller Gelassenheit vor sich ausbreitete – und l
esen wollte, weil er daran keinen Anstoß nahm, als er die erste Seite überflog, während ein freundlicher Applaus
ihn begrüßte.


Wozu das Lachen taugt (Auszug)
Vor endlos langer Zeit, die Kontinente waren sich noch nicht einig über den Verlauf ihrer Grenzen, entschlossen sich die grauen Zellen der Menschen zu einer radikalen Änderung ihrer Vorstellung von der urzeitlichen Welt. Sie erkannten, daß es sinnvoller wäre, nach vorne zu sehen, die Umwelt zu entdecken und untereinander Kontakt zu halten, als ein kurzes Leben lang auf der gleichen Stelle, also angesiedelt in dunklen und verräucherten Höhlen, zu hocken und Trübsal zu blasen.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Nicht nur, daß es schon lange vorher gelungen war, aufrecht zu gehen und den Daumen an beiden Händen in vollendeter Harmonie mit den übrigen Fingern zu gebrauchen, jetzt war etwas Seltsames, Richtungsweisendes, Erleuchtendes geschehen: Das erste Mal gelang es der menschlichen Vernunft, über sich selbst nachzudenken und sich infrage zu stellen.

Eine kurze Geschichte von der Priorität
der Vernunft und des Glaubens (Auszug)
   
412 - Überleben in Freiheit und Würde - Band 20
Erstauflage   Die ersten drei (numerierten) Ausgaben bleiben beim Team
Reihe Cimarron bibliophil. Im Prägestempel vom Autor numeriert und signiert.
Text/handschriftl. Vermerke Gregori Latsch, Cimarron-Team
Gestaltung/Satz/Laserdruck Doris Hess, Cimarron-Team
Papier Vorsatz Bütten. Innen verschiedene Büttenqualitäten (Zanders, Hahnemühle etc.) u.a. Fein- und Transparentpapiere.
Prosa-Teil (Vier satirische Geschichten)  Der Rabe Wundersam kann eine Allegorie sein, eine Fabel, oder eine science-fiction-Geschichte aus der 333.ten Folge einer Serie, die noch geschrieben werden muß. Vielleicht ist sie auch der Versuch, unsere WunschGedanken auf ein erträgliches Maß zurückzuschreiben. - zwei weitere  Geschichten handeln von unserem Lachen (zu den Menschen und Dingen) und beleuchten die Priorität der Vernunft vor dem Glauben. Die vierte Geschichte ist der Bericht über einen sehr reichen Mann, der sich in den Kopf gesetzt hat, der politische Führer seiner Nation zu werden.
Bildmaterial 10-16 Reproduktionen von Fotos und/oder Grafiken (Mischtechniken)
Besonderheiten a) Mit diesem Band schließt der Autor seine Beschäftigung mit Aphorismen (und poetischen Texten) ab, und konzentriert sich auf Roman- und Drehbuchideen.
b) Im Anhang gibt es dazu eine interessante ausführliche Erklärung.
c) Wozu auch Autoren wie Otfried Höffe und Seneca beitragen, deren Gedanken einen großartigen Abschluß zu Latsch's Bemühungen bilden, etwas sichtbar zu machen, was uns allen gehört.
d) Der Autor empfiehlt, den Band 412 (das ist die Anzahl der numerierten Aphorismen in diesem Buch) sich vor den anderen A*Phorismen zu Gemüte zu führen.
Die 412 Aphorismen entstanden fünfzig Jahre nach dem Auffinden der ersten Aphorismen (1964).
e) Der letzte Aphorismus in der vorstehenden Auswahl ist Otfried Höffe gewidmet, dem es gelang, den großen Pascalschen Aphorismus (s. Cimarron libris Band 15) zu enträtseln, was ihm hier auch gelingen möge.
Preis Englische Broschur 200,00 €
Leinenausgabe 260,00 €
Ganzlederausgabe 320,00 €
(incl. Mwst. und freie Zusendung innerhalb Deutschlands.)
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