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Cimarron bibliophil
Charon
Irgendwann am Ende des 21. Jahrhunderts 270 Seiten
LiteraNoir
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Es ist eine ganz und gar unzeitgemäße
Begegnung mit einem zeitlosen Wesen, dessen Absichten im Dunkel
liegen. |
Seite13 |
Der Tisch, an dem wir uns niederließen, war noch vollgestellt mit
Gläsern, Flaschen und prall gefüllten Aschenbechern. Von allen Seiten
drang Lärm auf uns ein, keiner verstand den andern. Charon hob seine
rechte Hand und schien damit eine lästige Mücke zu verscheuchen – es war
Stille im Raum. Wir hörten unseren Atem. Das war der erste göttliche
Streich, den er Hades verdankte, dem Boß der Unterwelt, der irgendwo im
Hintergrund, oder sogar zwischen uns, die göttlichen Ohren auf Empfang
stellte. Ist es doch ein alter Hut, daß die Götter von Natur aus
neugierig sind. Was sie sich mit den Menschen eingebrockt haben, wollen
sie nicht auslöffeln. Kann ich verstehen. |
Die Frage war: Wer fürchtete sich vor wem? Und warum sollten wir nicht
als Partner kooperieren? Nichts anderes wünschte ich mir. Es war eine
verlockende Idee, der anderen Seite klar zu machen, daß wir, die Leute
aus der Oberwelt, summa summarum eine ganze Menge erreicht haben – auf
allen Gebieten des Lebens. Und mit diesem Plus wäre es leichter, sich
als gleichwertigen Partner zu zeigen; und natürlich (in verborgener
Weise) teilzunehmen an den Gedanken dieser weisen Männer, in der
Hoffnung, den einen oder anderen Vorteil daraus zu ziehen. Vielleicht
könnte sogar unsere freiheitlich-demokratische Marktwirtschaft davon
profitieren – global, denn niemand sollte ausgeschlossen werden. Ein
verrückter Gedanke. |
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Seite 14
Nun saßen wir
uns gegenüber, nachdem er mich wie einen alten Bekannten umarmt hatte –
der zweite Mann der Unterwelt. Nicht zu verwechseln mit jenem
unbedeutenden Ableger menschlicher Krimineller, die aus gutem Grund die
Oberwelt, unsere eigentliche Lebenswelt, zu fürchten hatten. Der
Gedanke an die unerreichbare, tiefergehende Welt der Toten verwirrte
mich. Dabei hatte ich unzählige Fragen auf Lager. Und ich war mir
sicher, daß auch der Fährmann womöglich vor Neugierde jeden Moment
platzen müßte, wenn wir nicht bald ins Gespräch kamen. Und dann legte
der Kerl los! Und ich hörte ihm zu, unendlich lange, so schien es mir;
und ohne jeden Akzent in seiner dumpfen, harten Sprache. Er war
wahrhaftig einer der wenigen Typen auf diesem Planeten, von denen man
sagen konnte, sie beherrschen unglaublich viele Sprachen und Dialekte.
Er begann mit einem irrsinnig wilden Stakkato. |
Seite 15
„Sie
glauben, nicht angekommen zu sein... lächeln nicht... sind kein bißchen
weise... Angst kennen sie auch nicht... manche schweigen... sehen mich
an wie einen Erlöser... alle sind nackt... ein nebliger Schleier umgibt
sie... einige fürchten, daß sie ihre Seele verlieren... ihr Körper ist
ein anderer geworden... und manche reden ununterbrochen... sagen, was
sie bedrückt... sagen, wer sie waren in der Oberwelt... sagen, was sie
getan haben... als Lebende... Stolz macht sich breit... worauf, wissen
sie nicht... die Bindung zur Oberwelt ist abgebrochen... hilflos sind
sie, wie am ersten Tag ihres Lebens... unwissend, ein Bündel Leben, das
ohne ihre Hilfe nicht überleben könnte... nicht überleben könnte...
danach sehnen sie sich... und würden die gleichen Fehler wieder
machen... Die Kahnbesteigung bringt sie endgültig vom Leben in den
Tod... Dabei schwätzen sie ununterbrochen... Ihre Nachbarn interessieren
sie nicht... und die Dunkelheit durchblicken sie auch nicht... Das
Zittern ihrer Seele nimmt kein Ende... Einige beginnen zu beten...
andere rezitieren die großen Poeten... Ihre Klagen nehmen kein Ende...
Ich höre ihnen zu und schweige... Was könnte ich ihnen auch sagen!“ |
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Seite 27
Nach einer Weile hielt mein Gegenüber scheinbar erschrocken inne, er
schlug übermütig mit der Faust auf den Tisch. Und wieder begann er zu
lachen. „Ich werde ihnen sagen, wie das geklungen hat aus deinem Mund.
Du bist ein Spötter, Versbach!“ Er hob meine Hände vom Tisch. „Setz
dich wieder zurück. – Wonach sich Götter sehnen... Glaubst du wirklich,
sie würden dich beneiden um dieses Gefühl!?“ Er beugte sich vor. „Wenn
wir uns eines Tages an einem bestimmten Ort wiedersehen, werde ich dir
sagen, wem du dafür dankbar sein solltest. Bis dahin werden wir noch
eine Menge Unsinn anstellen. Ich rechne mit dir, Harry Versbach,
Menschenkind und Musenfreund!“ Er winkte leutselig in die Runde. Und
alle Betrunkenen in der Kaschemme schrien ihm ihr versoffenes „Hallo!“
entgegen. Das spornte ihn an! Er stand auf und blickte sich um, ohne
einen der armen Kerle wahrzunehmen, stellte ich mir vor. Wieso macht er
einen so guten Eindruck auf die Meute? Das geht nicht mit rechten Dingen
zu. Und was geschah dann? Er begann zu reden. Und seine Stimme
durchdrang den Raum, als käme sie aus einem Lautsprecher. „Ihr seid
meine Gäste! Holt euch eure Getränke!“ Zuguterletzt streckte er seine
Arme aus, als wollte er die gierig zum Tresen Eilenden noch segnen.
Danach ließ er sich nach unten gleiten, als wäre nichts geschehn. Und
der blonde Hüne hinter dem Tresen, der den Wirt spielte, wedelte mit
einer Handvoll Banknoten, und verbeugte sich artig.
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Seite 29
Der Fährmann
mußte von Anfang an den grausamen Lärm im Lokal ertragen haben; zu oft
hatte er auf aggressives Rufen und Schreie mit seinen Augen und
Kopfbewegungen reagiert, das wurde mir bewußt, als eine Stimme in meinem
Rücken nach mir rief. „Harry! Was machst du denn hier!?“ Ein alter
Freund drehte sich zu mir um. „Wer ist dieser Typ?“ Er zeigte auf
Charon. „Er sticht ja alle andern aus.“ – Ich wußte nicht, wie er es
meinte. „Wie meinst du das?“ – „Der Bursche sieht blendend aus.“ – „Ist
das dein Ernst?“ – „Hast du keine Augen im Kopf!?“ – „Natürlich,
natürlich!“ – „Also, sag schon!“ – „Er ist der Bruder meiner neuen
Liebe. Ich soll ihm die Stadt zeigen...“ Was Besseres war mir nicht
eingefallen. „Sieht aus wie‘n Model, ehrlich!“ – Da wußte ich, woran ich
war. Und mir zeigte er sein Totengräber-Gesicht. Und wenn er lächelte,
was gerade geschah, fiel mir seine Arbeitsstelle ein – irgendwo in einem
dunklen Loch, mit schrecklicher Zukunftsperspektive, natürlich in der
Unterwelt. Und es stank dort ganz erbärmlich. So wird hier gespielt,
sagte ich mir. Verwandlungen am laufenden Band. Und ich werde für dumm
verkauft. Der Alte räusperte sich. |
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Seite 36
„Ich hab das
Treffen klar gemacht“, flüsterte ich Charon ins Ohr, der mindestens so
gut hören konnte wie ein Wolf. Er nickte mir zu und ließ dann seine
korpulente Schöne noch einmal um sich wirbeln, was sie mit erstaunlicher
Bravour zu Ende brachte, ohne zu ahnen, was dann geschah.
Der
alte Haudegen, diese Halloween-Maske aus der Unterwelt, der jetzt mit
dem Gesicht eines Models auftrat, fiel vor der Schönen abrupt auf die
Knie, was das Volk rundherum in Erstaunen versetzte, und die lautesten
Schreier still machte. Ich traute meinen Ohren nicht, was er dann zu der
aufgedonnerten Lady sagte:
„Meine Schöne, willst du meine Frau
werden?“
Es war noch stiller geworden in diesem dreckigen Nest.
Eine solche Szene hatte es in der verlassenen Spelunke, in der die
traurigsten Geschichten des Lebens kursierten, noch nie gegeben – und
wäre auch nicht vorstellbar gewesen. Ich hätte heulen können vor
Sentimentalität. Wie soll man sowas je vergessen können! |
Seite 37
Charon hielt
wie ein schüchterner Jüngling die ringeverkleidete Hand der
Dunkelhaarigen und wartete auf eine Antwort. Doch diese war noch von dem
Herumwirbeln ziemlich außer Puste, bis ein lautes Ausatmen sie
explodieren ließ, so schien es. Es folgte ein Schrei, der in ihrer
Kaschemme ungewöhnlich war. Es war ein Glücksschrei der Schönen, danach
folgte ein Lachen, das mehr einem traurig-süßen Weinen glich. Sie zog
Charon nach oben, fiel ihm um den Hals, und sagte ihm ihre Antwort ins
Ohr: „Ja, ich will!“ Das hatte niemand im Raum gehört, interessierte
die beiden Verliebten auch nicht. Bis die Aufforderung von allen Seiten
erscholl: „Lauter!“ – „Lauter!“ – Lauter!“ Ich konnte Charons Gesicht
nicht erkennen, nur das der Schönen, die sich breit schlagen ließ und
ihr „Ja, ich will! Ja, ich will!“ in das verqualmte Lokal schrie. Ein
Beifall brauste auf, den ich diesen abgestumpften Typen nicht zugetraut
hätte. Vielleicht gab es doch eine Menge guter Seelen unter den
scheinbar verlorenen. Was war geschehen?, fragte ich mich. Wer hatte
hier wem die Show gestohlen? Ein über jeden Zweifel erhabener Typ,
scheinbar aus besten Verhältnissen stammend, zufällig gestrandet in
einem nächtlichen Haus des Vergessens, gab einem anderen Wesen die
Hoffnung, etwas Besonderes zu sein... Und einer von beiden glaubte
daran. Das Spiel ging weiter. |
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Seite 72
Nach einem
viel zu langen Aufenthalt im Nachtstern, dieser schmuddeligen Kaschemme,
unter lauter häßlichen Typen, allen voran Charon mit seinem
Narbengesicht, tat es gut, die Nähe eines weiblichen Wesens zu spüren –
ihr Haar, die sanften Rundungen und zärtlichen Bewegungen. Eine
liebevolle Ruhe lag über dem Raum. Das hielt nicht lange an. Ein
Sphärenklang erreichte unsere Ohren, von einer musikalischen
Ausdrucksform, die unmöglich zu bestimmen war; sie umnebelte unsere
Gedanken, wir empfanden einen Zustand des Schwebens. „Was ist das?!“
hörte ich Bea flüstern. „Ich weiß nicht; unsere Körper gehorchen uns
nicht mehr“, erwiderte ich, während wir uns ineinander verknäulten, und
am Ende übereinanderliegend uns auf der Couch wiederfanden. Was waren
das für Küsse! So tief empfunden und voller Leidenschaft, ohne jede Gier
nach mehr... Ich wähnte mich im Paradies der Liebe. So schön kann
süßes Träumen sein, durchfuhr es mich. Wir schienen ineinander zu
verschmelzen – so stellte ich mir göttliche Emotionen vor. Körper
besaßen wir nicht mehr, unser Denken war aufgehoben – waren wir andere
Wesen geworden? Zu wem gehörten wir jetzt? Menschliche Gefühle gab es
nicht mehr. Nur der bescheidene Rest eines Bewußtseins war uns
geblieben. |
Seite 76
Je näher wir
Lia‘s Schlafzimmer kamen, desto stiller wurde es, und als wir die Tür
sachte einen Spaltbreit öffneten, empfing uns ein undefinierbares
Rauschen und Summen, darin war ein schwaches Stöhnen zu hören, das von
Lia stammte. Wir hatten die Tür nicht weit genug geöffnet; als dies
geschah, erschraken wir. Beide Körper waren nackt und schwebten, fest
miteinander verbunden, in wellenartigen Bewegungen, mitten im Raum; ihr
Bewegungsrhythmus verriet uns, was zwischen beiden geschah. Das war
Liebes-Artistik pur! Ich hatte große Lust, mit Bea sofort zu unserer
Couch zurückzukehren. Ein solcher Akt, wie er vor uns praktiziert wurde,
hätte manchen Mann zu einem wilden Tier gemacht. Nichts hält die Sinne
besser zusammen, dachte ich. Davor bewahrte ich meine Partnerin. Ich zog
sie sanft an der Hand aus dem Raum, in den wir viel zu weit schon
eingedrungen waren. Bei einer solchen Zeremonie der Liebe läßt sich
niemand gern stören – schon gar nicht ein Halbgott aus der Unterwelt.
Wieder eine verpaßte Gelegenheit, schoß es mir durch den Kopf. Was für
ein Jammer! |
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Seite 135
Ein spitzer
weiblicher Schrei ließ sie aufhorchen. Sie folgten der Richtung, aus der
er kam, und stießen auf eine breite Flügeltür, die Hades nur anzutippen
brauchte, um sie zu öffnen. Vor ihnen lag ein Wohnbüro, überall
standen bequeme Sessel, Liegen, Tische, Stühle und Schränke aller Art.
An einem Massivholztisch in der Nähe des Fensters saßen zwei Männer, die
Bea als die Entführer erkannte. Der dritte Mann beschäftigte sich mit
Lia, die, wie in alten Verliesen, mit gefesselten Armen an der Wand
hing, und den Kopf vor Erschöpfung nach unten fallen ließ. Ihr einziges
Kleidungsstück war ein Slip. „Lia!“ Bea konnte sich nicht
beherrschen. Hades hielt sie rechtzeitig zurück, bevor sie unvorsichtig
reagierte. „Warte“, sagte er beruhigend, „es wird alles gut.“ Hades‘
Willen gelang es, daß jener Mann, der Lia nahe gekommen war, seine
Spielchen aufgab, die er mit seinem hilflosen Opfer getrieben hatte. Er
stand jetzt einfach nur herum, hob gelangweilt Lias Kopf und ließ ihn
sanft nach unten fallen. |
Seite 137
Harry
entdeckte auf einem Sideboard schwere Pistolen. Auch Hades sah die
Waffen – und hatte sich im gleichen Moment unsichtbar gemacht. Die
Entführer konnten im ersten Moment nicht fassen, was sie sahen; sie
reagierten verwirrt auf die verblüffende Situation der Verwandlung. Das
unverhoffte Erscheinen der Fremden hatte sie verunsichert. Nach einer
Weile verriet das Grinsen auf ihren Gesichtern, daß sie die Fremden als
leichte Beute betrachteten. Inzwischen war Hades körperlich an seinen
alten Platz zurückgekehrt. Die Männer glaubten an einen billigen Zauber,
sie stürzten zu den Waffen und richteten sie mit bösem Grinsen auf die
unerwünschten Besucher. Der Anführer, ein Mann im mittleren Alter,
gesichtslos wie seine Kumpanen, trat dicht an Hades heran, um ihn in
Augenschein zu nehmen. Harry und Bea hielten sich ängstlich zurück.
Sie wagten kaum zu atmen. Lia hing noch immer bewußtlos an den
Stricken. |
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Seite 142
An allen
Gliedern schmerzend, rappelten sich die Entführer aus ihrer mißlichen
Lage auf. Es schien, als besäßen sie immer noch das Bedürfnis, die
Stärkeren zu sein. Sie suchten nach ihren Pistolen. Als sie sie gefunden
hatten, immer noch torkelnd und schwach auf den Beinen, traten sie mit
gezückter Waffe Hades entgegen, der in einem Sessel Platz genommen
hatte, und einen Moment befürchtete, seine göttliche Würde zu verlieren,
wenn er sich allzu lange mit solchen Leuten beschäftigte. „Warum
schießt ihr nicht, ihr Feiglinge!“ rief er ihnen provozierend zu.
Inzwischen war er wieder zu dem Schöngesicht zurückgekehrt. Die Männer
hielten sich aus guten Gründen einige Schritte zurück. Doch der
Aufforderung des Schöngesichts, das sie nach Belieben zum Narren halten
konnte, vermochten sie nicht zu widerstehen. Mit teuflischem Grinsen
legten sie ihre Waffen auf Hades an und drückten, begleitet von
martialischen Rufen, ab, bis zur letzten Patrone. Das Ergebnis war
frustrierend. Es machte bei jedem nur Klick! in der Waffe, weiter
geschah nichts. All ihre Macht war nun gebrochen. Was für eine Schlappe!
Sie fühlten sich schrecklich betrogen, die Waffe in ihrer Hand hatte
ihren Sinn verloren. |
Seite 173
Mein Weg zum
Pizzarestaurant, das man zu den drei großen in unserer Stadt zählte,
führte an einer, von der Einrichtung her, total unmodernen Buchhandlung
vorbei, die aber, und da lachte jedesmal mein schreibendes Ich, in der
ganzen Stadt als einzige ihre Schaufenster überwiegend mit den schönen
alten, auf edlem Papier gedruckten Büchern, die nicht nur für
Bibliophile eine Freude waren, ausgelegt hatte. Uff! Das wollte ich
immer schon einmal gesagt haben. Und das verdient diese Buchhandlung.
Im Laden selbst gab es nur mächtige Regale, die weit in den Raum
reichten, bis zu einem kleinen Hof, in dem bei warmer Witterung
Buchfeste und Lesungen aller Art abgehalten wurden. Ich hatte mich noch
nicht um einen Auftritt beworben, aber ich kannte den Buchhändler, und
er wußte von meiner Vorliebe für handgebundene Bücher, die nicht nur von
der Aufmachung, sondern auch vom Inhalt her zufriedenstellen mußten.
Der gute Mann befand sich inzwischen im achten Lebensjahrzehnt.
seine Tochter stand ihm zur Seite, eine Brillenschönheit, die, wenn sie
ihr Haar hochgesteckt und die viel zu große Hornbrille abgelegt hatte,
ein klassisches Profil zeigte, das jeden Mann entzückt hätte. |
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Seite 195
Patrick war
ein Motorradfan, kein Mensch hätte ihn freiwillig an das Steuer eines
Autos setzen können. Und seine bevorzugte Mitfahrerin war Marthas
Tochter Gloria, eine junge Lady, über die noch zu reden sein wird.
Glücklich war ich nicht über meine Sitzposition auf einer schweren alten
Harley Davidson, die nicht unbedingt die schnellste war – die einzige
beruhigende Perspektive auf dieser Zweiradreise. Es war in meiner
Stadt keine gute Sitte, sich auf ein Motorrad zu setzen. Das taten nur
noch abenteuerlich aussehende Typen. Und daß es den Fahrern dieser
blitzenden Rennmaschinen im brodelnden Verkehr immer wieder gelang,
schneller, auf eine nicht unelegante, aber auch nicht ungefährliche
Weise, voranzukommen, mißfiel manchem Sportwagenbesitzer, der sich gern
an die Speichen eines Motorrades geheftet hätte, wenn er durch die
gleichen Lücken zwischen zwei Autoreihen hindurchgekommen wäre, wie es
Patrick in geradezu verwegener Fahrweise gelang, ohne anzuecken. Und
dabei hatte er noch einen leicht zitternden Beifahrer im Rücken, dessen
Schreckensrufe ihm ständig in den Ohren klangen. Ihm gehört die
Trophäe für eine glückliche Flucht aus der Enge der Stadt, wenn die
Straßen voll sind mit Automobilen – und sogar ein Stau kein Hindernis
darstellt! |
Seite 221
Ich sehnte
mich nach der Ruhe in meiner kleinen Wohnung. Das junge Paar schwieg
bedeutungsvoll während des Frühstücks. Gloria las ihrem Patrick jeden
Wunsch von den Lippen ab. Sie wußten nicht, daß wir die Nacht im
Pavillon des Gartens verbracht hatten. Eine seltsame Stimmung hatte uns
ergriffen. Ist das einzig auf die Liebe zurückzuführen, überlegte ich.
Auch Patrick war anzusehen, daß es ihn in die Stadt zurücktrieb. Soviel
Liebe hatte ihn wohl überanstrengt, die neuen, nachklingenden Emotionen
belasteten ihn, so schien es mir. Martha hielt sich an diesem Morgen
mit ihrer sonst kessen Art zurück; auch sie war in Gedanken gehüllt und
redete kaum. Wir ließen den beiden Jungverliebten alle Zeit, die sie
brauchten, um Abschied zu nehmen nach einer schönen Nacht. Ich
wartete mit Martha vor dem Haus, die Hunde tänzelten um uns herum, sie
wußten, daß ihre Besucher bald die Flatter machen würden. Ihr Frauchen
hatte die Arme um meinen Hals gelegt. „Könntest du dir vorstellen,
hier zu leben...“ hörte ich Martha leise sagen. „Gloria ist noch zu
jung“, gab ich ihr zu bedenken. „Dann kannst du Patrick gleich
mitbringen.“ Ihre Lippen preßten sich auf meinen Mund. Es dauerte eine
Weile, bis ich ihr antworten konnte. |
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Charon - Band 23
Irgendwann am Ende des 21. Jahrhunderts |
Erstauflage |
Reihe
Cimarron bibliophil. Die ersten sieben (numerierten) Ausgaben bleiben
beim Team. |
Reihe |
LiteraNoir, Cimarron bibliophil.
Im Prägestempel vom Autor numeriert und
signiet. |
Buchumfang |
270 Seiten |
Text/handschriftl. Vermerke/Foto |
Gregori Latsch,
Cimarron-Team |
Zwei Grafiken im Druck |
Harald K. Hülsmann,
Cimarron-Team |
Gestaltung/Satz/Laserdruck und Cover |
Doris Hess, Cimarron-Team |
Druckpapier |
Bütten- und Feinpapier in
Premium-Qualität. |
Buchblock |
A5-Format, von Hand
gebunden. Mit Titelbild (Foto). |
Einband |
Englische Broschur, Leinen
oder Leder. Nach Wunsch! Siehe untenstehende Ausführungen. |
Neue Reihe: LiteraNoir |
Roman. Die Geschichte ist in ihrer Art unvergleichbar, was
sowohl das Niveau ihrer Dialoge, den frischen, frechen und packenden
Stil, als auch die Kombination mit über fünfunddreißig poetischen Texten im Anhang
angeht, die zwei im Roman angesprochenen Themen gewidmet sind. Vielleicht ist das der Roman, auf den alle gewartet haben - fast
alle. Und zu allem Vergnügen kommt hinzu, daß der Autor einen
Folgeband ins Auge faßt. |
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LiteraNoir In dieser vom Cimarron-Team kreierten neuen Reihe
LiteraNoir sollen sukzessive weitere Romane in ähnlicher Art erscheinen. |
Besonderheit(en) |
a) Der Roman basiert auf einer verlorengegangenen kleinen
Geschichte (Erinnerung an Charon), von der der Autor nur noch die
Titelseite aus den 1970er Jahren besaß. Aus dieser Zeit liegt ein
Foto-Porträt des Autors jeder Ausgabe bei, signiert und numeriert.
b) Wie bei allen Veröffentlichungen
des Cimarron-Teams üblich, besitzt auch dieses Buch eine relativ dunkle
(starke) Schrift, die das Lesen, auch aufgrund eines
angenehmen Layouts, zu einem Vergnügen macht.
c)
Eine kleine Geschichte des Romans: An einem Tag im September brachte M. aus
Frankfurt eine Kopie dieser ersten Seite vom Fährmann
in einer Großschrift auf einem Blatt von ca. 60 x 40 cm mit in die
Runde, und stellte den provozierenden, faszinierend-frechenText, für jeden
sichtbar, auf einen Stuhl. Da wußten wir, daß diese erste Seite nie enden
würde - und fest in unserem Gedächtnis verankert bleibt. |
Preis |
Englische Broschur 300,00 € Leinen 390,00 €
Ganzlederausgabe 450,00 € (incl. Mehrwertsteuer und frei
Zusendung innerhalb Deutschlands.) |
Wichtiger Hinweis |
Bitte berücksichtigen Sie,
daß Cimarrons Buchobjekte erst hergestellt werden, wenn Ihr Kaufwunsch
realisiert worden ist (Bestellung des gewünschten Buches, Überweisung
des Kaufbetrages), und daß die Lieferzeit 2-4 Wochen betragen kann.
Sofort lieferbar sind Titel aus den Reihen Cimarron art, Cimarron
graphik art und Cimarron exquisit. |
Buchhandelsausgaben |
Die Herausgabe von
Buchhandelsausgaben überläßt das Cimarron-Team aus technischen Gründen
erfahrenen, also etablierten Verlagen. Kontakt-Gespräche mit
interessierten Verlegern stehen wir aufgeschlossen gegenüber. |
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