Die guten Gedanken gleich konservieren, und
das Glücksgefühl auf Eis legen - umso dauerhafter erscheint uns
das Leben.
Woher meine Väter
die Kraft nahmen, sich in der Armut
glücklich zu fühlen?
Der Kosmopolit
will frei und beweglich bleiben, das schreibt er auf seine Fahne;
auch wenn in unserer Zeit die digitale Freiheit des Netzes ihm mit
Siebenmeilenstiefeln davonläuft.
Sie vermieten ihre Wohnungen zu überhöhten
Preisn. Sie kümmern sich grundsätzlich nicht um das
nachbarschaftliche Wohlergehen der Mieter. Sie unterlassen
Modernisierungen, und ihr vages Verhältnis zu den Mietern, die
ihnen pünktlich ihre Rendite zahlen, übersieht, daß die andern
eigentlich ihre besten Geschäftspartner sind. Vor lauter
GewinnmaximierungsTräumen begreifen
sie nicht, daß die Wohnung eine wichtige Sache ist auf dem Weg zum
menschlichen Glück - und für jeden von uns ein wesentlicher Teil
seines Lebens. Ein Jammer, daß unser menschliches Wohlsein nicht
einmal in der Stille der eigenen Wohnung Ruhe findet!
Wäre unsere Vernunft
nicht mit einem Hauch von Einsicht
gesegnet, wie könnten wir all das Desaster unseres Lebens
ertragen!
Reduzieren wir in unserer Vorstellung auch
die politische Prominenz auf das,
was ihre Aufgabe ist, und nehmen ihr den
Medienschein - schauspielern können die wirklichen Stars
überzeugender.
Eine Zeitlang sollte jeder gute Mann in die
Haut eines Bösewichts schlüpfen -
das erleichtert die Wahrnehmung der subjektiven Interessen.
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Verzweifelter Notruf
vom Planeten Erde an die endlos fernen Mächte im All: Erbitten
Hilfe bei der Bewältigung von Problemen,
die sich durch die radikale Umverteilung des privaten Reichtums
ergeben haben.
Ach ist mir warm geworden ums
Herz, als ich sie wiedersah!
Nur der Verstand blieb kühl und
reserviert - ein Elend unserer Sinne oder der Vernunft?
Es gibt keine kleinen Leute, die ein kleines
Leben führen, und große Leute, die ein großes Leben führen. Was es
gibt, ist eine sinnvolle Anteilnahme
am Leben, die nicht nach dem materiellen Reichtum fragt. Sie
bezieht sich auf die innere Anerkennung
unseres Zustandes, den wir Leben nennen - ein kaum zu beeinflussender
Augenblick im Dasein jedes
lebendigen Wesens.
Apologie des
Sokrates. Er hatte es ausgesprochen, vor aller Augen, ein
Medium zu sein des Gottes Apollon,
dazu berufen, mit menschlichen Fragen den Sinn des Lebens zu
erfahren auf eine einfache Art: So wie man einer Schwangeren hilft,
daß sie die Wehen übersteht und Leben gebärt. Spätere sagten, er
bedaß die Gewissheit des Herzens.
Die Frage ist, von wem erhielt er diesen Anstoß? Und auch der
unbedingte Wille, kein anderer zu sein als Sokrates, lag nicht in
seiner Macht. Und warum ließen ihn die Götter fallen?
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Die Verzweiflung
(Auszug)
Das Klingelgeräusch an der Tür
brachte ihn in Verlegenheit. Er innerte sich schwach an eine
Verabredung, die er am vorausgegangenen Tag eingeleitet hatte. Er gab
durch ein Signal die Tür frei, nachdem er sich von seinem Gast ein Bild
gemacht hatte, das in Übergröße auf einem Monitor erschien. „Ich
heiße Kiria“, sagte das Mädchen. „Ich weiß!“ gab er zur Antwort. Er
sah sie streng an. „Du hast dich frisch gemacht?“ „Ja.“ kam es leise
aus ihrem Mund, einem schönen Mund, mit kräftig rot geschminkten Lippen.
„Du frühstückst heute mit mir.“ Sie nickte dazu. „Man hat dir gesagt,
wie das abläuft?“ „Ja, man hat es mir gesagt.“ „Du kannst dich
umziehen und dich frei bewegen. Tu so, als wärst du hier zuhause. Zieh
den Bademantel über, solange das Frühstück noch nicht serviert wurde.“
Er zeigte zu einer Tür. „Dort ist dein Bad.“
Kiria kam aus dem Bad. Sie trug einen
federleichten Bademantel. Branco Kastrato sah sie auf sich zukommen,
dabei öffnete sie den Mantel und ließ ihn rückwärts auf den Boden
fallen. Er liebte die Farbe Rot. Ihr BH war rot, ihr Höschen war rot,
ihr Strumpfhalter und ihre unglaublich hohen Stilettos waren rot. Sie
war groß, und das zeigte sie auch an ihren Bewegungen. Er gab ihr ein
Zeichen, sie drehte sich um ihre Achse. Sein Gesicht blieb ernst, doch
er schien mit ihr zufrieden zu sein.
Eine romantische
Action-Komödie (Auszug)
In der nächsten Szene, der Film/Theater hat ja gerade erst begonnen,
sitzen unsere Protagonisten vor einem Café in New York – und wie es der
Zufall will, erscheinen in diesem Augenblick die schwarz verglasten
Geländewagen, ohne ein Stäubchen Schmutz auf dem schwarzen Lack, als
kämen sie gerade aus der Waschanlage. Einer der bösen Männer in den
Wagen entdeckt unser Paar. Aus mit der Ruhe beim Kaffee! Sieben zu allem
bereite Gangster stürzen sich auf das verliebte Paar – es kommt zu einer
grandiosen Verfolgungsjagd. Auf diese Weise lernt der Zuschauer die
dunklen Winkel New Yorks kennen. Und über welche Waffen beide Seiten
verfügen! Von den sieben Gangstern leben am Ende nur noch zwei; die
beiden letzten verlassen entnervt den Schauplatz eines ungleichen
Kampfes.
Es ist Krieg
– und niemand weiß warum
(Auszug)
Eine Weile sieht der alte HERR dem
grausamen Treiben zu. Es erzürnt ihn, daß die Granaten in die Wohnhäuser
der Menschen einschlagen, ja, sogar in Krankenhäuser, und dort
unermeßliches Leid anrichten. Die Menschen, Zivilisten, die außerhalb
des Krieges stehen, sind verzweifelt. Kinder und Mütter weinen. Das
reicht dem alten HERRN! Schon längst haben seine göttlichen Zellen
Pläne geschmiedet, wie man dem sinnlosen Treiben auf eine unübliche Art
den Garaus machen kann. Gott lächelt, ja, er lacht, er weiß ja schon,
wie das Ganze enden wird. Er sieht weiter als alle andern. Und er
übersieht nichts. Die Welt ist programmiert in seinem Kopf, das ist
ein ungeheures Zentrum, das ohne Drähte, Chips und Schaltstellen
auskommt. Es basiert auf der Vernunft des Universums. Und diese Vernunft
erlaubt keine Zufälle, die die Symmetrie der Schöpfung stören können.
Auch wenn solche Wesen wie die Menschen dies von Anbeginn an versuchten,
gelungen ist es ihnen noch nie; sie bleiben schwach, auf ihre Art
konzentriert. Und das betrübt den alten HERRN, zu wissen, daß sich ein
großer Teil der Menschen nicht ändern will – zum Guten hin, bereit zum
friedlichen Zusammenleben. Er haßt es, ordnend eingreifen zu müssen.
Doch er ist Gott, und als solcher verantwortlich für das Wohlergehen
aller Menschen. Er weiß, daß die Menschen so denken, und manchmal glaubt
er selber daran.
New York. Eine InvestorenKonferenz
(Auszug)
Betterman
war viel in der Welt herumgekommen; er hatte unzählige Gespräche mit
Regierungschefs und Notenbankern geführt. Diese Erfahrungen hatten ihn
schon ein wenig weise gemacht, was verständlich war bei einem
Privatvermögen von mehreren Milliarden Dollar. „Fast jeder
Spitzenpolitiker“, fuhr er fort, „den ich dieserhalb ansprach, gab zu
verstehen, daß Arbeitsplätze zu schaffen, Priorität vor allen anderen
Aufgaben besaß. Bei meinen Besuchen in den wirtschaftlich so
unterschiedlichen Ländern gewann ich den Eindruck, daß die sozialen
Unruhen schon begonnen haben...“
„Das ist mein „Schwarzer Schwan“, sagte er mit
bangem Augenaufschlag. „Eines Tages, noch vor dem Frühstück, wenn ich
aus dem Fenster sehe, werde ich die ersten unaufhaltsamen sozialen
Unruhen entdecken.“ Die anderen bunten Vögel bedauerten ihn und
klatschten Beifall, der mehr seinem Mut galt, Dinge auszusprechen, die
in diesem Vogelparadies an und für sich tabu waren. Der Zaunkönig,
ein Oberbanker aus dem europäischen Raum, schloß sich seinen Gedanken
an. „Wir beunruhigen diese Menschen aus den ärmeren Schichten durch
unser Verhalten. Wenn ich sehe, daß schon wieder ein fragwürdiges
Finanzprodukt fast überall gehandelt wird, sollten wir uns nicht
wundern, schon bald eine zweite große Finanzkrise zu erleben. Und, liebe
Freunde, jeder von uns kennt die Gründe dafür, warum diese
börsengehandelten Fondsanteile so interessant sind..., weil sie hohe
Renditen versprechen. Es geht also immer nur um den Gewinn. Und je höher
er ist, desto wagemutiger gehen wir damit ins Geschäft. Das ist und
bleibt unser Schicksal!“
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