Cimarron libris
MALOBAAR Lob der
Phantasie Prosa und poetische Texte
Band 23
Lena...
und das Paradies
Ich dachte an
Lena. Und schon begann die Muse zu lächeln. Das nahm ich ihr übel und
schrieb nach dem Herzen, das manches scheinbar Vergessene in uns bewahrt.
Mit Lena war ich am liebsten zusammen. Das war ein Fest für die Sinne.
Auch wenn sie selten in den Spiegel sah, was Frauen, die sich gern für Engel
halten, beim besten Willen nicht verstehn.
Das ewige Bild oder Van Gogh lebt nicht mehr
Der
neue van Gogh steht vor seiner Staffelei und denkt über die Bedeutung der Farben
nach. Er will die Vergangenheit rekapitulieren und die Zukunft neu bestimmen. In
seinem Auge jubeln die Bilder. Er will sie zu neuem Leben erwecken. Die
Sonnenblumen, die Lilien, die Sonne auf den Feldern. Es war sein Fehler, in
einem Interview darüber zu reden. Die Kugel wurde von hinten abgeschossen.
Sie durchschlug sein Herz, drang in den ersten Farbtupfer einer Blume. In
einem Safe streichelten weiche Hände die Oberfläche alter Bilder. In den
Museen hielten die Direktoren ein wachsames Auge auf ihren van Gogh .
Ausschnitte
Sein Hunger nach
Sprache war so groß, daß ihn die Richtung nicht störte, die ihn
mit Worten fütterte.
Mit einem
Heer von Söldnern läßt sich wohl eine Stadt erstürmen, nicht aber
die Festung der Gedanken ihrer Bürger.
Vor guten
Taten sei man auf der Hut. Oft sind sie das Ergebnis schlechter
Überlegungen.
Wieviel Arme würde es geben, wenn nach dem Grade der
Menschlichkeit der Mensch sein Brot verdiente!
Wenn es um
den Vorteil des Überlebens geht, zeigen selbst Stoiker eine
erstaunliche Behendigkeit. |
Der Vogel
unserer Zeit
Kein Auge hat ihn je gesehen. Unhörbar ist
sein Flug. Sein mächtiges Gefieder deckt den Himmel zu. Er ist
der Vogel unserer Zeit. Nichts hält ihn auf. Er tarnt sich vor dem
Tag und öffnet sich der Nacht. Was immer auch geschieht, der
Vogel unserer Zeit weiß längst, wo er sich niederläßt und wen er
überfliegt. Er fliegt allein und liebt die Einsamkeit. Er ist
der Vogel unserer Zeit. Nichts hält ihn auf, solange ihn das Leben
vorwärtstreibt.
Eines Tages fand ich ihn sterbend auf einer
Müllhalde. Aus seinem gewaltigen Schnabel floß die Erinnerung an
das Leben, ein endloser Strom von Schicksalen versiegte in den
Überresten der menschlichen Zivilisation. Es roch nach Liebe, Haß
und Zorn, nach Wut und Neid. Ich glaube, daß er zu sensibel war,
der Vogel unserer Zeit.
|
|
Zu kurz gekommen
Sie
sind weder Schwätzer noch Flegel, weder Verkommene noch Schmeichler,
auch keine Allerweltslieblinge; zu den Geizigen gehören sie nicht, und
im Kreis der Hochmütigen fehlen sie ganz. Niedergeschlagen können sie
sein, mißtrauisch und unzufrieden. Sie sehen mit Entrüstung im
Herzen auf die Glücklichen ihrer Zeit. Wer ihr Vertrauen gewinnen
will, muß mit ihnen leben, sie als gleichwertige Partner ansehen, das
ist ihr größter Wunsch. Aus dem Leid eines lebenslang erfahrenen
Unverständnisses sind sie stark nach außen, aber schwach im Innern
geworden. Sie reden wenig. Einige stottern. Die meisten können nur noch
flüstern. Der Weg, auf dem sie die Karriere der Außenseiter genommen
haben, war früh in ihrem Leben vorgezeichnet. Er war gepflastert mit
einem spröden Material: Lieblosigkeit, Voreingenommenheit,
Bevormundung, Gleichgültigkeit, Armut.
Ausschnitt |
Samstags früh mit Homer
Odysseus erschien als erster,
ihm folgte Patroklos und sein Troß. Daß der humpelnde Georg seinen
Hund vorausschickte, mißfiel Agamemnon.
Eine Lesestunde war
angesagt, samstags früh mit Homer. Das geschieht nicht alle Tage
an der Hauptwache in Frankfurt am Main.
Gönnen wir den Göttern
ihr Fest. Sie haben wenig zu lachen in unserer Zeit. Zuletzt hing
einer sich ein Pappschild um den Hals: Betteln ist besser als
stehlen.
Homer begann zu lesen. |
|
Band 23 |
MALOBAAR - Lob der Phantasie
Prosa und poetische Texte |
Reihe |
Cimarron libris |
Auflage
dieser Ausgabe |
99 Exemplare (Die ersten sieben
Ausgaben bleiben beim Team.) |
Text/handschrifliche Vermerke |
Gregori Latsch, Cimarron-Team |
Gestaltung/Satz/Laserdruck |
Doris Hess, Cimarron-Team |
Grafiken im
Druck |
Ralf Biskup, V. Hannemann, H. K.
Hülsmann, Dieter Konrad, B. Siller, Cimarron-Team |
Heft-Format |
A5, von Hand gebunden. |
Heftumfang |
90 Seiten, davon ca.. 85 Seiten
Text |
Umschlag
Cover |
Büttenkarton in unterschiedlicher
Stärke, mit farbigem Titel und Text auf der Rückseite, bzw. mit
aufgeklebtem Titelschildchen (bei farbigem BüttenCover). |
Schutzumschlag |
Transparentpapier, eingeschlagen. |
Sonstiges |
a)
Malobaar enthält die vielleicht verrücktesten, schönsten, aufregendsten
und unterhaltsamsten Texte- seit es Literatur gibt.
b)
Zusammen mit den Grafiken des künstlerischen Teams ist es ein Geschenk
an eine lange Zeit.
c) Von seinem Gesamtbild her
(Phantasie der Texte und der Grafiken, Druckpapiere und der Typographie)
ist es ein Solitär von unvergleichbarer Art.
d) Dem Heft beigefügt ist im Anhang ein
auf Büttenpapier gedruckter frivoler Geniestreich von Dieter Konrad:
Aufs Papier gezaubert ein verwirrend schöner Cimarron-Garten mit prallen
erotischen Schmetterlingen. e) Diese
Heft-Ausgabe ist (nicht zuletzt vom Preis her) ein "Geschenk" des Autors
an seine zukünftigen Leser. |
Preis |
Je Heft 39,90 € incl. Mwst.
und freie Zusendung innerhalb Deutschlands. |
|